Phlebologie
Das Krampfaderleiden ("Varikosis")
Der Begriff der Krampfader stammt aus dem Mittelhochdeutschen "Krumb-Ader" (Krumme Ader). Erkrankungen der Venen zählen nach den Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu den häufigsten überhaupt. In Deutschland leidet jeder 8. Erwachsene im Alter zwischen 20 und 70 Jahren an Krampfadern. Venenerkrankungen stellen eine Volkskrankheit dar und müssen daher sehr ernst genommen werden. Venenleiden verursachen Kosten im Gesundheitssystem von ca. 1 Milliarde Euro pro Jahr. Der medizinische Fachbegriff für das Krampfaderleiden ist die chronisch-venöse Insuffizienz oder die Varikosis.
Begünstigende Faktoren für die Krampfaderentstehung:
- Genetisch bedingte Bindegewebsschwäche
- Übergewicht
- Langes Sitzen und Stehen
- Tragen von zu enger Kleidung
- Schwangerschaft
Wie entsteht das Krampfaderleiden?
Unser Blut versorgt Zellen, Muskeln und die Organe über die Schlagadern (Arterien) mit Sauerstoff und Nährstoffen. Das Herz übernimmt dabei die Funktion einer Pumpe. Auf seinem Weg in die vom Herzen entferntesten Zellen, also in die Beine, kann das Blut der Schwerkraft folgend bergab fließen. Über die Venen wird das sauerstoffarme Blut wieder zurück zum Herzen geleitet. Aus den Beinen muss das Blut bergauf, gegen die Schwerkraft fließen. Das Herz allein kann diese Aufgabe nicht bewältigen. Dieses Transportproblem wird durch ein genau aufeinander abgestimmtes Zusammenspiel von Atmung, Muskelbewegung und von gesunden Venen erledigt. Das Venensystem in den Beinen wird aus den tiefen Leitvenen und aus dem im Unterhautgewebe gelegenen oberflächlichen System der kleinen und großen Stammvene und ihrer Seitenäste gebildet. In der Kniekehle und in der Leiste treffen die oberflächlichen Venen auf die tiefen Leitvenen. Im Verlauf des gesamten Beines gibt es zusätzlich Verbindungen zwischen den tiefen und oberflächlichen Venen über die sog. Verbindungsvenen (Perforansvenen). Den Venen mit ihrem Ventilsystem, den Venenklappen, fällt beim Bluttransport mit Unterstützung der Muskelpumpe die Hauptlast zu. Bei kranken Venen (Krampfadern) kann dieser Teil des Kreislaufes nicht mehr wirkungsvoll arbeiten. Der Blutrückfluss aus dem Bein zum Herzen ist gestört und das Blut staut sich mehr und mehr in den Beinen. Die dünnen Venen können diesem Druck nicht lange standhalten. Sie weiten sich unter der ständigen Last aus – Krampfadern entstehen. Je nach Lokalisation und Durchmesser werden in verschiedene Erscheinungsbilder von Krampfadern unterschieden:
- Besenreiservarizen: In der Haut liegende feine geschlängelte Venen mit pinselförmigem Aussehen.
- Retikuläre Varizen: Unter der Haut gelegene netzartige Venenerweiterungen.
- Seitenastvarizen: Venenerweiterungen oft mit Verbindung zu den oberflächlichen Stammvenen.
- Stammvarikosis: Erweiterungen der oberflächlichen großen Venenstämme
Welche Symptome und Komplikationen können durch Krampfadern entstehen?
Die Haut und das Gewebe werden nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt und auch der Abtransport der Schlackenstoffe ist zunehmend gestört. Kribbeln und Juckreiz sind die ersten Anzeichen dieser Erkrankung. Die Beine fühlen sich müde und schwer an und schmerzen auch manchmal vor allem nach längerem Sitzen oder Stehen. Häufig kommen auch Schwellungen und nächtliche Wadenkrämpfe hinzu. Im weitern Verlauf kann die Haut immer dünner und anfälliger für Ekzeme (Stauungsekzeme) und Infektionen werden. Häufig entsteht im Bereich der Unterschenkel eine braune Verfärbung der Haut. Kleine Verletzungen können oft nicht mehr richtig abheilen und das entstehen von Unterschenkelgeschwüren, besser bekannt als offene Beine (Ulcus cruris) ist eine häufige Spätfolge unbehandelter Krampfadern. Zusätzlich besteht die Gefahr der Entstehung von oberflächlichen Venenentzündungen (Phlebitiden) oder von oberflächlichen und tiefen Venenthrombosen. Insbesondere die tiefe Beinvenenthrombose stellt eine gefürchtete Komplikation der Varikosis dar, da sich aus ihr eine bis zum Tode führende Lungenembolie entwickeln kann.
Wie kann das Krampfaderleiden erkannt und diagnostiziert werden?
Neben der klinischen Blickdiagnose mit dem sichtbaren Nachweis von erweiterten und geschlängelten Venen kann der Venenspezialist (Phlebologe) mit verschiedenen Untersuchungen das Venensystem beurteilen. Mit Ultraschall (Doppler-Sonographie) kann der Blutfluss in den Beinvenen gemessen werden. In ausgedehnten Fällen lässt sich ein Rückstrom in der erkrankten Stammvene bis zum Knöchel verfolgen. Mit diesem Untersuchungsverfahren lassen sich sowohl das oberflächliche Venensystem, die dazugehörigen Seitenäste und die Verbindungsvenen (Perforansvenen) beurteilen. Ein weiteres schmerzfreies Untersuchungsverfahren ist die Lichtreflexrheographie. Hier wird mit Infrarotlicht gemessen ob bereits eine venöse Störung vorliegt. Bei dem Verdacht auf eine Thrombose ist die Durchführung einer Phlebographie oder eine Duplexsonographie erforderlich.
Wie sieht die Behandlung von Krampfadern aus?
Zur Behandlung stehen eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Verfügung. Welches Therapieverfahren angewandt wird ist von der Art, Lokalisation und Ausmaß des Krampfaderleidens abhängig.
Mögliche Therapieoptionen sind:
- Kompressionsverbände/Kompressionsstrumpf
- Sklerosierungstherapie (Verödung)
- Laser-Therapie
- Chirurgische Therapie
Welche Faktoren wirken sich günstig auf das Krampfaderleiden aus?
Das Motto lautet hier: Laufen und Liegen ist gut, Sitzen und Stehen ist ungünstig!.
Sportarten, die die Muskel- Gelenkpumpenfunktion fördern und damit einen günstigen Einfluss auf den venösen Rückstrom haben sind:
- Gymnastik - Schwimmen
- Wandern - Radfahren
- Laufen - Tanzen
- Jogging - Skilanglauf
Haben Sie Fragen? – Das Praxisteam steht Ihnen jederzeit gern zur Verfügung!
© Dr. med. Wilhelm Mailänder